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Die faszinierende Welt von Placebo und Nocebo: Unerwartete Effekte in der Medizin

Die Placebo- und Nocebo-Forschung hat in den letzten Jahren erstaunliche Einblicke in die Wechselwirkungen zwischen dem menschlichen Geist und dem Körper geliefert. Eine kürzlich durchgeführte Studie hat gezeigt, dass in randomisierten, placebokontrollierten Arzneimittelstudien Berichte über unerwünschte Wirkungen üblich sind. Erstaunlicherweise berichteten mehr als 40 % der Patienten über solche Nebenwirkungen, und das sowohl im Arzneimittel- als auch im Placebo-Arm der Studie. Diese Phänomene werden durch ähnliche Mechanismen, nämlich Erwartungsreaktionen und gelernte Erfahrungen, angetrieben



Placeboeffekt


Herausforderungen bei der Vorhersage von Nocebo- und Placebo-Effekten:

Trotz der Fortschritte in der Forschung bleibt die Vorhersage von Nocebo- und Placebo-Effekten ein ungelöstes Problem. Beide Phänomene teilen sich ähnliche, wenn nicht sogar identische Mechanismen, was ihre Prädiktion erschwert. Warum erleben einige Patienten unerwünschte Effekte, selbst wenn sie ein wirkungsloses Medikament einnehmen, während andere durch den Placebo-Effekt positive Veränderungen in ihrer Gesundheit erfahren?



Die Rolle von Erwartungen und gelernten Erfahrungen:

Erwartungen und gelernte Erfahrungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Placebo- und Nocebo-Effekten. Wenn ein Patient eine positive Erwartungshaltung gegenüber einer Behandlung hat, kann dies tatsächlich zu einer Verbesserung seines Zustands führen, auch wenn die Behandlung selbst keine pharmakologisch aktiven Substanzen enthält. Auf der anderen Seite können negative Erwartungen zu unerwünschten Effekten führen, selbst wenn das eingenommene Medikament harmlos ist.


Warum wird der Placebo-Effekt nicht grundsätzlich genutzt?

Die Auswahl bestimmter weit verbreiteter Krankheitsbilder wie arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, pulmonale Hypertonie und rheumatoide Arthritis in Studien basierte auf Selektionskriterien wie der ausreichenden Anzahl von Studien oder verschiedenen Substanzen pro Indikation. Dies führte zu unterschiedlichen Schwerpunkten im Vergleich zu anderen Expertisen, wie der von Meissner und Linde. Die Frage, warum der Placebo-Effekt nicht grundsätzlich genutzt wird, bleibt bestehen, während gleichzeitig Ergebnisse darauf hinweisen, dass die Aufforderung der Bundesärztekammer, den Placeboeffekt stärker zu nutzen, gerechtfertigt sein könnte.

Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass bei bestimmten Erkrankungen wie COPD, Osteoporose und pulmonale Hypertonie der Placeboeffekt gering oder kaum nachweisbar ist. Im Gegensatz dazu schneidet das Placebo bei anderen Erkrankungen wie arterielle Hypertonie, M. Parkinson, partielle Epilepsie und rheumatoide Arthritis in der Wirksamkeit beachtlich ab und könnte in die Medikationsentscheidung einbezogen werden. Besonders interessant ist hierbei, dass bei rheumatoider Arthritis die Krankheitsintensität eine Rolle zu spielen scheint.


Eine überraschende Erkenntnis aus den Ergebnissen ist, dass bei Erkrankungen, bei denen subjektive und patientenbeeinflusste Parameter als Endpunkte für die Wirksamkeitsbestimmung verwendet wurden, der Placeboeffekt nicht größer ist als bei Erkrankungen, bei denen die Wirksamkeit anhand objektiver Parameter beurteilt wurde. Dies widerspricht bisherigen Annahmen und zeigt, dass Placebobeffekte auch mit objektiven Parametern gemessen werden können.


Die beiden Expertisen versuchen, die Placeboforschung mit der praktischen Anwendung und der Versorgungsforschung zu verknüpfen. Dennoch besteht ein Mangel an Studien, die Placeboeffekte unter realen Bedingungen untersuchen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschung auf diesem Gebiet, um die möglichen Vorteile des gezielten Einsatzes von Placebos in der klinischen Praxis besser zu verstehen.



Potenzielle Vorteile der gezielten Nutzung des Placebo-Effekts:

Trotz dieser Herausforderungen könnten gezielte Anwendungen des Placebo-Effekts einige Vorteile in der Medizin bieten. Zum Beispiel könnten bestimmte Patientengruppen, bei denen psychologische Faktoren eine große Rolle spielen, von einer verstärkten positiven Erwartungshaltung profitieren. Dies könnte zu einer verbesserten Lebensqualität und sogar zu einer schnelleren Genesung führen.



Fazit:

Die Placebo- und Nocebo-Forschung bleibt ein faszinierendes, wenn auch komplexes Gebiet der Medizin. Die Erklärung und Vorhersage dieser Effekte sind weiterhin Herausforderungen, aber das Verständnis ihrer Mechanismen könnte zu innovativen Ansätzen in der Behandlung von Krankheiten führen. Die gezielte Nutzung des Placebo-Effekts erfordert jedoch sorgfältige Überlegungen und ethische Abwägungen, um sicherzustellen, dass sie im besten Interesse der Patienten liegt.





Liebe und gesunde Grüße

Euer Taro


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